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Misstrauen in Zeiten der Ungewissheit
9. Dezember 2021/17:00 - 19:00
Panel
Die Frage danach, was Gemeinschaften oder gar ganze Gesellschaften „zusammenhält“, wird oft mit dem Begriff des Vertrauens beantwortet. Dem Gegenbegriff zu Vertrauen, dem des Misstrauens, wird hingegen auch die gegenteilige Wirkung zugesprochen: Misstrauen, so die landläufige – und auf den ersten Blick hochplausible – Vorstellung, treibt auseinander.
Neue autoritäre Bewegungen und Gruppierungen, die sich gegen Infektionsschutzmaßnahmen wenden, machen jedoch deutlich, dass diese einfache Dichotomie zu kurz greift. Unter Bedingungen gesellschaftlicher Ungewissheit ist Misstrauen – genau wie Vertrauen – ein Mittel zur Reduktion sozialer Komplexität, das nicht nur zur Erklärung der Welt, sondern auch zur Vergemeinschaftung beiträgt. Was beispielsweise die äußerst heterogene sogenannte Querdenkerbewegung eint und mobilisiert, scheint gerade das geteilte Misstrauen gegen politische Instituti-onen, etablierte Medien und Wissenschaft zu sein.
Beobachten wir gegenwärtig eine neue gesellschaftliche Spaltung zwischen jenen, die dem öffentlichen Diskurs als Austragungsort gesellschaftlicher Konflikte eher vertrauen, und jenen, die – insbesondere seit Pandemiebeginn – gegen ihn ein tiefes Misstrauen hegen? Wie verhält sich dieses Misstrauen zu neuen partikularisierten Vertrauensgemeinschaften? Wie lassen sich für die demokratische Lebensform essenzielle Formen des Zweifels von eher destruktiven Formen des Misstrauens unterscheiden? Diese und weitere Fragen möchten wir auf dem Panel aus philosophischer, ideengeschichtlicher und sozialpsychologischer Perspektive beleuchten.
Es diskutieren: PD Dr. Christian Budnik (Zürich), PD Dr. Eva Marlene Hausteiner (Greifswald/Bonn), Prof. Dr. Vera King (Frankfurt).
Kommentar: Prof. Dr. Ayelet Shachar, Dr. Greta Wagner (Luzern/Darmstadt) und Moderation: Dr. Tobias Albrecht (Frankfurt)