ConTrust Speaker Series 2023

Eine Standardannahme der Forschung ist, dass Vertrauen und Konflikt im Gegensatz zueinanderstehen und sich gegenseitig ausschließen. In der ConTrust Speaker Series wird diese Annahme in Frage gestellt und nach der Dynamik von Vertrauen und Konflikt in verschiedenen Kontexten des sozialen Lebens gefragt. Kann Vertrauen in Konflikten entstehen, sich in ihnen manifestieren und stabilisiert werden, statt abseits von ihnen? Was sind die Bedingungen dafür?

Mit renommierten Expert*innen aus dem In- und Ausland untersucht die ConTrust Speaker Series die Auseinandersetzungen um Wertvorstellungen, Umgang mit Krisen und Ungewissheiten, sowie Möglichkeiten der Konfliktgestaltung im Zusammenspiel von Vertrauen und Streit.

Programm


Montag, 5. Juni 2023, 18.15 Uhr

Vertrauen und Konflikt in der europäischen Gesellschaft

Prof. Dr. Armin von Bogdandy (MPI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Goethe-Universität, ConTrust)

Moderation: Prof. Dr. Rainer Forst (Goethe-Universität, ConTrust)

In der Europäischen Union gibt es, so der allgemeine Eindruck, viele Konflikte und wenig Vertrauen. Das gängige Analyseraster dafür fokussiert auf die Beziehungen zwischen Mitgliedstaaten: zwischen den demokratischen im Westen und den autoritären im Osten, zwischen den sparsamen im Norden und den verschwenderischen im Süden. Der Vertrag über die Europäische Union legt in Art. 2 aber ein anderes Analyseraster nahe: das einer europäischen Gesellschaft. Danach geht es nicht um Konflikte und Vertrauen zwischen Mitgliedstaaten, sondern um Konflikte und Vertrauen in einer Gesellschaft. Der Vortrag stellt im ersten Schritt diese politische Entscheidung vor und analysiert ihre theoretische Belastbarkeit. Im zweiten Schritt zeigt er, dass die politische Entscheidung, sich als eine europäische Gesellschaft zu begreifen, die Konfliktstrukturen besser abbildet und den Bedarf an Vertrauen besser kalibriert. Der dritte Schritt illustriert diesen Gedanken, indem er ihn auf den Konflikt mit der polnischen Regierung anwendet.

Gebäude „Normative Ordnungen, Max Horkheimer Str. 2, 60323 Frankfurt und online via Zoom. Um Anmeldung an office@normativeorders.net wird gebeten


Montag, 26. Juni 2023, 18.15 Uhr

Trust and Institutions

Prof Reinhard Bachmann (University of London)

Moderation: Prof. Dr. Vinzenz Hediger (Goethe-Universität Frankfurt am Main, ConTrust)

This paper analyses trust as a means to coordinate interorganizational relationships. It is argued that, depending on institutional environments, trust-based relationships play out in distinct patterns in different business systems. It will be shown that institutions have a crucial influence on the form, amount and intensity of trust building processes in inter-organizational relationships and, hence, shape the quality of relationships between organizations. The argument will draw on Systems Theory, Structuration Theory and New Institutionalism. The analysis of empirical examples used to support the argument will informed by comparative perspectives as suggested by the Political Economy literature.

Gebäude „Normative Ordnungen, Max Horkheimer Str. 2, 60323 Frankfurt und online via Zoom. Um Anmeldung an office@normativeorders.net wird gebeten


Montag, 3. Juli 2023, 18.15 Uhr

Transnationale Klimaproteste, Polarisierung und demokratische Konfliktübersetzung

Prof. Dr. Nicole Doerr (University of Copenhagen, Fellow ConTrust)

Moderation: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Goethe-Universität Frankfurt am Main, ConTrust, PRIF)

Gebäude „Normative Ordnungen, Max Horkheimer Str. 2, 60323 Frankfurt und online via Zoom. Um Anmeldung an office@normativeorders.net wird gebeten


Mittwoch, 12. Juli 2023, 18.15 Uhr

Mythopolitics and Melodrama in the Forging of Populist Power in Contemporary India

Prof Ravi Vasudevan (CSDS in Delhi, Fellow ConTrust)

Moderation: Prof. Dr. Vinzenz Hediger (Goethe-Universität, ConTrust) und Dr. Pavan Malreddy (Goethe-Universität, ConTrust)

This presentation draws on the archive of cinema to explore the force of the mythopolitical and the melodramatic in the constitution of populist power. Tracking certain genealogies that predate the colonial experience, I deploy the category of mythopolitics to signify a story world that retails cosmologies and origin stories, understandings of authority, duty and subjectivity, and how these are moulded to facilitate populist formations that promise mobility within an authoritarian imprimatur. My second focus is on melodrama, a mode which emerges in Europe and America in the 18th century and which since the 1990s has travelled widely as critical category. It provides an armature of aesthetic excess gesturing, often incoherently, to fraught transitions that unsettle subjects, social orders, and the sacred in a bid to arrive at a felt truth. As Linda Williams has noted, melodrama as a field of affective engagement is subject to mutable identifications and attachments, with political adversaries laying claim to victimhood and the imperatives of justice and self-assertion, and is open to the drives of political domination.

Gebäude „Normative Ordnungen, Max Horkheimer Str. 2, 60323 Frankfurt und online via Zoom. Um Anmeldung an office@normativeorders.net wird gebeten


Veranstalter: 
„ConTrust. Vertrauen im Konflikt. Politisches Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit“ – ein Clusterprojekt des Landes Hessen am Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main