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Demokratie in Aufruhr
23. Januar 2023/19:00 - 21:00
Prof. Dr. Eduardo Suplicy im Gespräch mit Prof. Dr. Jonas Wolff
Nach der Wahl des linksgerichteten Lula da Silva zum Präsidenten Brasiliens im letzten Herbst wurde vielerorts von einem Sieg der Demokratie gesprochen. Denn der Mitbegründer der Partei der Arbeiter setzte sich nach einem hitzig geführten Wahlkampf gegen den rechtsextremen Amtsinhaber Jair Bolsonaro durch. Am 08.01.2023 verwüsteten dann tausende Anhänger Bolsonaros den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Diese Ausschreitungen in der Herzkammer der brasilianischen Demokratie fanden nur eine Woche nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten Lula da Silva statt und weckten beunruhigende Erinnerungen an den Sturm des US-Kapitols vor zwei Jahren durch Unterstützer des ehemaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump. Im Lichte dieser Vorkommnisse nehmen die Warnungen vor einer Erosion der Demokratien weltweit zu: So warnte beispielsweise der US-Präsident Joe Biden in der letzten Woche vor der reellen Gefahr eines Zusammenbruchs der demokratischen Institutionen in Brasilien, den USA und anderen Teilen der Welt.
Was sind die Ursachen für die Aufruhren? Wie resilient und stabil zeigen sich die demokratischen Institutionen vor dem Hintergrund dieser Krisensymptome? Und wie kann die Demokratie geschützt werden?
Die Veranstaltung ‚Demokratie in Aufruhr‘ widmet sich diesen drängenden Fragen und legt dabei einen Fokus auf die aktuellen Entwicklungen in Brasilien und der Andenregion.
Dazu eingeladen ist der brasilianische Politiker und Ökonom Prof. Eduardo Suplicy – seit mehr als 40 Jahren eine der prägendsten Figuren der brasilianischen Politik. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der brasilianischen Partei der Arbeiter des heutigen Präsidenten Lula da Silva. Weltweit bekannt ist Suplicy als unermüdlicher Vorkämpfer für ein bedingungsloses Grundeinkommen. So ist es auf seinen Einsatz und seinen Gesetzesvorschlag zurückzuführen, dass Brasilien 2004 das erste Land der Welt wurde, das dieses Instrument in der Verfassung verankerte. Da die Umsetzung bis heute aussteht, kämpft Suplicy weiterhin für eine Priorisierung des Projekts. Seine große Beliebtheit in der Bevölkerung wurde dabei erst jüngst erneut bestätigt, als er mit der höchsten Stimmenzahl zum Abgeordneten des Bundesstaats São Paulo gewählt wurde und damit zu den Wurzeln seines ersten politischen Amtes zurückkehrte.
Jonas Wolff, Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung in Lateinamerika der Goethe-Universität Frankfurt und der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, komplementiert das Gespräch. Gemeinsam werden sie über die aktuellen Ereignisse in der Region sprechen und im Hinblick auf die Lage der Demokratien reflektieren.
Programm
Grußwort
Prof. Dr. Rainer Forst
Direktor Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt
Alexandre José Vidal Porto
Generalkonsul Brasiliens in Frankfurt am Main
Gespräch
Prof. Dr. Eduardo Suplicy
Politiker, Ökonom und Mitbegründer der Partei Partido dos Trabalhadores (PT)
Prof. Dr. Jonas Wolff
Forschungsinitiative ConTrust: Vertrauen im Konflikt an der Goethe-Universität Frankfurt
Moderation
Rebecca C. Schmidt
Geschäftsführerin Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt
Initiiert von:
Dr. Paula Macedo Weiß (Kulturproduzentin)
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Portugiesisch mit deutscher Simultanübersetzung statt.
Übersetzung: Michael Kegler
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.